A. Furger: Der römische Politiker und Landmann Marcus Cato zu Olivenöl u

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Titel
Übrigens bin ich der Meinung ... der römische Politiker und Landmann Marcus Cato zu Olivenöl und Wein.


Herausgeber
Furger, Andres
Erschienen
Zürich 2005: Neue Zürcher Zeitung - Buchverlag
Anzahl Seiten
147 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Thomas von Graffenried

Im Vorwort weist der Verfasser dieses Buches darauf hin, dass der Text, von dem er in deutscher Übersetzung ausgeht, bisher verkannt war. Bei Catos um 175 bis 150 v. Chr. abgefassten Schrift «de agricultura» handelt es sich indessen um das älteste in lateinischer Sprache verfasste und deshalb sehr bemerkenswerte Prosawerk überhaupt. Furger macht daraus eine humorvolle und instruktive Autobiographie in tagebuchartiger Form des Politikers und Schriftstellers Cato, welche die Zeit von 198 bis 149 umfasst, also Catos 35. bis 85. Altersjahr. Dabei verwendet Furger etwa zur Hälfte Originalpassagen aus Texten Catos und von weiteren antiken Quellen, wie der von Plutarch geschriebenen Biographie. Anderes wird aus dem Zusammenhang oder der Fantasie Furgers ergänzt.

Der aus grossbäuerlichen Verhältnissen stammende Cato war ein Pionier im Bereich der Verbesserung der römischen Landwirtschaft, wobei er griechische und punische Produktionsmethoden aufgriff. Aus seiner «Agricultura» erfahren wir viele Details über die Bewirtschaftung seines Öl- und Weinguts sowie seines Besitzes bei der Stadt Rom. Das Inventar dieser Betriebe sowie die streng wirtschaftliche Behandlung und Verpflegung der Sklaven werden anschaulich wiedergegeben. Cato und ihm folgend Furger berichten besonders eingehend über die Produktion und Herstellung von Öl.

Auch zur politischen Karriere Catos und deren Hintergrund erfahren wir einiges. Zu seiner Zeit erweiterte Rom seinen Machtbereich. Nachdem Mittelitalien den Etruskern und der Süden den Griechen abgetrotzt worden waren, wurde das Mittelmeer zum Expansionsraum, wo Karthago und Makedonien als Widersacher auftraten. Die Stadt wurde ausgebaut und der Hafen Ostia erweitert.

Catos besonderes Interesse galt der Landwirtschaft. Diese sollte die ökonomische Basis des Agrarstaates der römischen Republik bleiben. Besonders nahe stand Cato der Olivenbaum als zähester aller Bäume. In der fruchtbarsten Region Campaniens erwarb er im Jahr 98 ein grosses Ölgut. Bevor er den Besitz kaufte, inspizierte er Hof und Land. Es sollte ein Mustergut werden. Mit Öl, übrigens auch mit Wein, wollte er doppelt so hohe Rentabilität des investierten Kapitals erreichen. Mit 60 000 Litern Ernte seines grünfarbigen Öls war er zufrieden. Zwanzig Jahre lang setzte er einen tüchtigen Verwalter ein, dann verpachtete er die Olivenbäume teilweise. Später hielt er sich mit seiner Familie dort auf, und als alter Mann erfreute er sich hier an seinem Lieblingsbaum.

Im Nachwort weist der Kulturhistoriker und Archäologe Furger darauf hin, dass die Römer Olivenöl aufwendiger und qualitativ besser herstellten, als wir das heute tun. Zwischen Antike und Spätmittelalter verschwanden antike Gewinnungstechniken. In unserer Zeit steht bei der Produktion von Öl zwar die Quantität im Vordergrund, aber es gibt auch erste Experimente, die für die besonders hohe Qualität bei der Verwendung von entkernten Oliven sprechen. Diese Methode entspricht antiken Grundsätzen.

Furger gibt in dieser Biographie romancée mit ausgedehntem kulturhistorischem und wirtschaftsgeschichtlichem Material Catos Werke nicht vollständig wieder und verzichtet auch auf die Schilderung von dessen Kinder- und Jugendjahren, wohl weil es dazu sehr wenig Quellenmaterial gibt. Die Zitate aus Catos Schriften werden uns in deutscher Übersetzung präsentiert. Vielleicht wäre die Wiedergabe des lateinischen Originaltextes mit Parallelübersetzung geeigneter wie bei den Ausgaben von «Tusculum». Zu würdigen ist aber, dass die «Agricultura» als bemerkenswerter Prosatext neu bearbeitet und präsentiert wurde. Interessant ist auch Furgers Nachwort über die Gewinnung von Olivenöl damals und heute.

Zitierweise:
Thomas von Graffenried: Rezension zu: Andres Furger: Übrigens bin ich der Meinung ... der römische Politiker und Landmann Marcus Cato zu Olivenöl und Wein. Zürich, Verlag NZZ, 2005. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 57 Nr. 2, 2007, S. 219-220.

Redaktion
Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 57 Nr. 2, 2007, S. 219-220.

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